Nächste Woche geht es los: Ich wechsle vom Passat TDI (150 PS, Euro 6) auf einen neuen Passat GTE (150 PS Benzin + 115 PS Elektromotor). In diesem Blog möchte ich von meinen Erfahrung mit dem Wagen in der Praxis berichten.
Reichweite
Auf dem Papier fährt das Auto bis zu 55 Kilometer elektrisch und mein Weg zur Arbeit beträgt rund 30 Kilometer. Da ich sowohl zu Hause als auch im Büro laden kann, sollte ich so rein rechnerisch jeden Tag elektrisch ins Büro kommen – und hätte für längere Strecken immer noch einen Benzinmotor.
Aufladen zu Hause
Als ich den Wagen bestellte ging ich davon aus, dass ich ihn problemlos an der schon vorhandenen 220 Volt-Steckdose aufladen kann. Leider musste ich lernen, dass dies auf Dauer keine gute Lösung ist, weil normale Steckdosen nicht für diese Strommengen über mehrere Stunden ausgelegt sind. Also muss doch eine Wallbox her und damit wird es kompliziert: Welches Modell soll man kaufen? Was kostet die Installation und vor allem welche Förderung gibt es aktuell? Eine Wallbox-Installation mit Verkabelung und separatem Stromzähler kostet nach einer ersten Schätzung rund 2.000 Euro, wobei die Wallbox selbst rund 800 Euro kostet. Der ADAC hat mehrere Wallboxen und mobile Ladelösungen getestet.
Aktuell fördert das Land NRW 50 Prozent einer Wallbox. Die Obergrenze liegt bei 1.000 Euro, was in meinem Fall genau passen würde. Wichtig hierbei ist, dass man das Angebot zur Förderung einreichen muss und erst nach Freigabe beauftragen darf. Die Stadtwerke Solingen wiederum fördern eine Wallbox bei einem Kunden mit 100 Euro – wenn man einen Aufkleber der Stadtwerke auf die Box klebt und das Ökostrom-Angebot nutzt. Dort reicht es, die Rechnung einzureichen und man erhält 100 Euro erstattet. In meinem Fall sollte die Wallbox also komplett rund 900 Euro kosten.
Im Zuge meiner Recherchen habe ich gelernt, dass eine Wallbox bei den Stadtwerken angemeldet werden muss. Dort hat man Sorge, dass das Stromnetz zu stark belastet wird.
Mobile Ladelösung Juice Power 2
Eine Alternative zur Wallbox ist aus meiner Sicht eine mobile Ladelösung, wie sie zum Beispiel die Firma Juice Technology unter dem Namen „Juice Power 2“ anbietet. Technisch handelt es sich um eine Wallbox, die aber nicht an die Wand geschraubt wird, sondern quasi als Box im Ladekabel integriert ist. Großer Vorteil ist, dass man das Kabel überall mitnehmen kann, um dank unterschiedlicher Adapter an unterschiedlichen Steckdosen Strom ziehen zu können. Nachteil ist, dass diese Lösung vom Land NRW nicht gefördert wird.
Aufladen unterwegs
Anders als bei einem reinen Elektroauto könnte man unterwegs auf das Aufladen verzichten. Zumal der Passat rund 4 Stunden braucht, um den 13 kW-Akku komplett aufzuladen, weil die Ladeelektronik max. 3,6 kW pro Stunde aufnehmen kann. Man muss also schon mehrere Stunden irgendwo bleiben, um danach rund 50 Kilometer rein elektrisch fahren zu können.
Richtig kompliziert wird es, wenn man sich anschaut, was das Laden unterwegs kostet. Erstmal zum Vergleich: Wir zahlen an unserem heimischen Stromanschluss für die Kilowattstunde 22 Cent. 13 kW kosten demnach 2,86 Euro. Wer allerdings mobil lädt, fühlt sich sofort im Preisdschungel: Manche Ladesäulen rechnen pro Ladevorgang einen Pauschalpreis ab, andere verlangen Geld pro Ladevorgang, pro Minute UND pro Kilowattstunde – und zwar alles drei zusammen. Und weil man wie oben beschrieben mit einem Passat GTE rund 4 Stunden braucht, um den Akku zu laden, geht auch ein geringer Minutenpreis schnell ins Geld.
Dazu kommt: Um nicht für jede Ladesäule einen eigenen Vertrag mit dem jeweiligen Betreiber abschließen zu müssen, gibt es Ladekarten, die Verträge mit mehreren Anbietern vereinen. Damit wird das mobile Laden praktischer, aber leider auch teurer.
Zwei Beispiele aus meiner Umgebung: Wer die Ladesäulen der Stadtwerke Düsseldorf nutzen möchte, hat beim Anbieter zwei Möglichkeiten: 5 Euro im Monat zahlen und pro Ladevorgang pauschal 3,50 Euro oder 35 Euro im Monat zahlen und kostenfrei laden. Wer die Shell Recharge-Karte (früher NewMotion) nutzt, zahlt 1,19 Euro pro Ladevorgang, 2 Cent pro Minute und 48 Cent pro Kilowattstunde. Macht bei meinem Auto in Summe 12,05 Euro.
Noch krasser wird es bei den Stadtwerken Solingen: Wer sich bei den Stadtwerken registiert, zahlt 0,49 Euro pro Monat und 0,39 Euro pro Kilowattstunde. Preis für den Ladevorgang 5,56 Euro. Wer dort die Shell Recharge-Karte an die Säule hält, zahlt 1 Euro pro Ladevorgang und 0,18 Euro pro Minute. Macht bei knapp 4 Stunden Parkzeit stolze 42 Euro. Wohlgemerkt: Für 50 Kilometer Reichweite. Für den Preis kann ich den Diesel-Passat zu 2/3 betanken und habe damit eine Reichweite von gut 600 Kilometern.
Fairerweise sei hier ergänzt, dass reine Elektro-Autos den Strom deutlich schneller einsaugen, weshalb die Minutenpreise weniger schmerzlich sind. Im Gegenzug müssen sie für einen vollen Akku aber auch länger am Kabel hängen – was den Preis wieder in die Höhe treibt.
Immerhin: Dank der Shell Recharge App sieht man VOR Start des Ladevorgangs, was der „Spaß“ kosten wird und kann sich dann eine andere Ladesäule suchen. Zum Beispiel bei IKEA oder bei Akzenta, einer Supermarkt-Kette in Wuppertal: Beide Händler verschenken ihren Strom an Kunden bzw. Nutzer ihres Parkplatzes. Vermutlich wird es im Umkehrschluss aber zum Problem, einen der begehrten Plätze zu bekommen.
Fazit
Ein Hybrid-Auto ist interessant, wenn man weniger als 50 Kilometer zur Arbeit fahren muss und jeweils dort und zu Hause kostengünstig nachladen kann. Ich bin gespannt, wie gut die Reichweite in der Praxis ist und wie weit ich dann mit dem Benzintank komme, wenn längere Fahrten anstehen. Schon Ende Januar steht eine Fahrt von mehr als 400 Kilometern an. Ich werde berichten.
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