Wir zünden die zweite Stufe der Elektromobilität: Nach dem Passat GTE steht nun seit wenigen Tagen eine Renault Zoe in der Tiefgarage. Der Kleinwagen ersetzt unser bisheriges Familien-Auto, einen VW Touran. Jetzt also rein elektrisch und das, obwohl wir bislang keine Wallbox in der Tiefgarage installieren dürfen. Aber der Reihe nach!
VW hat kein überzeugendes E-Auto
Die Idee, den Touran durch ein kleineres Auto zu ersetzen ist nicht neu: Lange Zeit hatte ich auf die VW ID.3 spekuliert, weil ich grundsätzlich ein Fan der Marke Volkswagen bin. Die Autos sind zuverlässig und aus meiner Sicht ein guter Kompromiss aus Qualität und Preis. Und ja, ich weiß, dass VW seine Diesel-Kunden beschissen hat. Dafür zahlen sie immerhin einen Preis. Allerdings war irgendwann klar: Der ID.3 wird nicht fertig und wenn man bei VW liest, dass der Basispreis bei 30.000 Euro liegt, dann ahnt man schnell, dass ein komfortabel ausgestattetes Auto locker 40.000 Euro kostet. Sorry, VW, aber das ist mir zu viel. Und weder der E-Golf noch der E-Up! konnten uns überzeugen. Der Golf hat alte Technik (und lädt deshalb nur mit 7,2 kW) und der E-Up! ist kein Auto für Leute, die zwei Kinder haben. Also mal ein Blick über die – mir ja bestens bekannte – Grenze nach Frankreich: Renault hat mit der Zoe ein tolles E-Auto im Angebot. Das Auto bietet erstaunlich viel Platz für Passagiere und Gepäck, sieht knuffig aus und fährt sich super. Nach einer Probefahrt war schnell klar: Das wird unser neuer Zweitwagen.
Was kostet eine Renault Zoe?
Das Auto haben wir für vier Jahre und 40.000 Kilometer geleast. Das kostet einmalig 7.000 Euro Anzahlung und dann rund 170 Euro / Monat. Dazu kommt bei Renault die Batteriemiete, in unserem Fall 84 Euro im Monat für 10.000 Kilometer im Jahr. Je nach Fahrleistung steigt der Preis auf bis zu 124 Euro im Monat. Dafür gibt es dann eine unbegrenzte Kilometerleistung. Was zunächst etwas verrückt klingt, macht bei näherer Betrachtung Sinn: Über vier Jahre kostet und uns die Batterie 4.032 Euro. Würden wir sie kaufen, würde das einmalig 8.090 Euro kosten. Also ein guter Deal, zumal Renault bei einem Abfall der Batterieleistung kostenfrei Ersatz liefert. In dem Leasingpreis ist der Händlerrabatt für E-Autos schon eingerechnet.
Voraussetzung für das günstige Leasing-Angebot ist eine ADAC-Mitgliedschaft: Dank einer Kooperation von Renault und Automobilclub bekommen ADAC-Mitglieder das Auto günstiger. Es reicht die einfache Klassik-Mitgliedschaft für 54 Euro im Jahr.
Vom Staat bekommen wir nach Zulassung auf Antrag 3.000 Euro als Elektro-Prämie. Und die Stadtwerke Solingen, deren Kunde wir sind, zahlt weitere 250 Euro. Letzteres habe ich eher durch Zufall entdeckt, als ich auf der Suche nach der richtigen Seite für die 3.000 Euro war. Wenn wir beides bekommen, dann senkt das unsere Anzahlung auf 3.750 Euro.
Und wie fährt sich das Auto?
Typisch für Elektroautos ist die schnelle Beschleunigung ab Start: Anders als bei einem Verbrenner hängt das E-Auto gut am Gaspedal. Wie sagte ein Kollege so schön: Die Zoe fährt sich wie Go Kart. Ungewohnt ist die durch den Akku bedingte hohe Sitzposition des nicht höhenverstellbaren Fahrersitzes. Da wir vom Touran kommen, ist das aber nicht ungewohnt. Ungewohnt finde ich da eher die im Vergleich zum Touran kleine Windschutzscheibe: Bei der ersten Fahrt hatte ich hier und da etwas Mühe, die Ampel ordentlich zu sehen. Erstaunlich für mich: Selbst im Eco-Modus – der hilft, Strom zu sparen – ist das Auto sehr agil. Wer mehr Leistung braucht und zum Beispiel auf der Autobahn schneller als 100 km/h fahren möchte, kann den Eco-Modus über eine Taste in der Mittelkonsole abschalten. Dann fährt die Zoe mit dem kleinen Motor bis zu 135 km/h, was allerdings den Akku schnell leer saugt.
Stichwort Reichweite
Laut WLTP-Messung schafft die Zoe mit dem großen 52 kW-Akku bis zu 395 Kilometer. Da unser Kleinwagen in der Regel keine 500 Kilometer pro Monat unterwegs ist, erscheint uns die Akku-Leistung vollkommen ausreichend. Laden wollen wir das Auto erstmal an öffentlichen Ladesäulen. Die nächste Ladesäule ist 800 Meter entfernt. Dort gibt es zwei Anschlüsse mit bis zu 22 kW/h. Perfekt für die Zoe, die exakt diese Strommenge mit den normalen Wechselstrom-Anschluss aufnehmen kann. Damit sollte der Akku in rund 3 Stunden geladen sein. Die Idee: Wenn Nina halbtags in der Sparkasse arbeitet, lädt sie in der Zeit ihr Auto auf. Oder wir stellen das Auto am Wochenende dort hin und holen es drei Stunden später wieder ab.
Die im Verhältnis zu Verbrennern geringere Reichweite und die deutlich längere Zeit zum „Volltanken“ bereitet vielen Autofahrern Sorge. Ich glaube, dass man einfach umdenken muss: Bei einem Verbrenner fährt man in der Regel zur Tankstelle, wenn der Tank fast leer ist. Bei einem Elektroauto sollte man stattdessen schauen, wann man das Laden in den Alltag integrieren kann: Wenn das Auto eh rumsteht, dann kann es das ja auch an einer Ladesäule machen. Und wenn man das öfter macht, ist der Akku auch nicht komplett leer, so dass der Ladevorgang keine drei Stunden dauert. Entscheidend ist, wie schnell so ein Elektroauto lädt. Zum Vergleich: Mein Passat GTE zieht nur 3,6 kW pro Stunde aus einer Ladesäule. Der begrenzte Faktor ist nicht die Ladesäule (die geben in der Regel 22 kW/h ab) sondern der so genannte Onboard-Loader des Autos und die Dinger sind bei Hybrid-Autos leider nicht auf dem neusten Stand. Anders bei reinen E-Autos: Die laden zumeist mit 11 kW/h oder wie beim Renault Zoe mit 22 kW/h.
Wer den Renault für rund 1.000 Euro mit einer so genannten CCS-Schnellladefunktion ausstatten lässt, kann sogar bis zu 50 kW/h in den Akku pumpen. Haken an der Sache: Solche Schnellladesäulen sieht man in der Stadt so gut wie nie. Man sieht sie an Autobahnraststätten oder bei Ikea. Wer sein E-Auto also vorwiegend in der Stadt benutzt, kann sich diese Zusatzausstattung sparen.
Letztlich wird der Alltag zeigen, wie gut wir mit der Reichweite der Zoe klar kommen. Das war mit ein Grund, das Auto nicht zu kaufen sondern zu leasen. Ein weiterer Grund ist die Frage des Wiederverkaufswertes, denn im Bereich der E-Mobilität machen die Autobauer große Fortschritte.
Und was kostet eine Akku-Ladung?
Anders als an der Tankstelle ist der Strompreis an der Ladesäule leider nicht offensichtlich: Jeder Ladesäulen-Anbieter kann seinen Strompreis festlegen. Und die Anbieter sind durchaus erfinderisch: Einige verlangen pro Ladevorgang einen Obolus, andere fakturieren die Kilowattstunde und dann gibt es hier und da noch einen Minutenpreis, damit man den Platz an der Säule nicht zu lange belegt. Dank ADAC-Mitgliedschaft können wir die Ladekarte von EnBW nutzen. So kostet das Laden pro Kilowattstunde 29 Cent. Das ist nach meiner bisherigen Erfahrung einer der günstigsten Preise am Markt.
Und was stört uns an der Zoe?
Unpraktisch finde ich den Autoschlüssel, der eher wie eine kleine Fernbedienung aussieht. Leider ohne die sonst übliche Öse, um den Schlüssel an einem Schlüsselbund zu befestigen. Das hätte man praktischer gestalten können.
Ich bin gespannt, wie sich das Auto in der Praxis schlägt. Ich werde berichten.
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