Seit Januar fahre ich einen Passat GTE, also einen „Plugin-Hybrid“. Rund 50 Kilometer kann das Auto rein elektrisch fahren – und der Benzintank reicht für gut 600 Kilometer Strecke. Einige sagen ja, dass Hybrid-Autos Blödsinn sind, weil sie das Schlechteste beider Welten vereinen: Der Akku reicht gerade mal für kurzen Strecken – und wenn man mit Benzin fährt, schleppt man rund 200 Kilo Akku und Elektro-Technik mit, die den Benzinverbrauch steigert. Also lassen und lieber weiter Diesel fahren? Mein Fazit nach sechs Monaten: Nein, der Hybrid macht Sinn!
Ladegeschwindigkeit und Akku-Reichweite
Erstmal zu den Nachteilen: Die Akku-Reichweite ist aus meiner Sicht zu knapp bemessen. Gerade im Winter schaffe ich damit nur eine Strecke von Solingen nach Düsseldorf oder (!) zurück. Da ich aufgrund der von den Miteigentümern nicht genehmigten Wallbox zu Hause nicht laden kann, fahre ich zumindest morgens meistens mit Benzin zu Arbeit. Im Sommer reicht der Akku knapp für Hin- und zurück – aber dann muss ich zumindest das Stück auf der Autobahn mit Benzin-Unterstützung zurücklegen. 100 oder gar 150 Kilometer würden Hybrid-Autos auch für die Leute interessant machen, die beim Arbeitgeber oder zu Hause keine Ladesäule nutzen können.
Ein weitere Einschränkung der Praxistauglichkeit ist die Ladegeschwindigkeit, die sich im Vergleich zum Renault Zoe sehr gut erläutern lässt: Während unser Zweitwagen mit 22 kWh Strom ziehen kann, nimmt der Passat GTE nur 3,6 kW pro Stunde auf. Schuld ist nicht die Ladesäule, sondern der so genannte Onboard-Loader, der vom Hersteller verbaut wurde. Da spart Volkswagen oder geht wohl davon aus, dass ein Hybrid-Auto viel Zeit zum Laden hat. Führt in meinem Fall aber leider dazu, dass ich rund 4 Stunden brauche, um den Akku für 50 weitere Kilometer zu laden. Ein Einkaufsbummel oder eine zweistündige Radtour reichen also nicht aus, um den Akku wieder zu laden. Würde das Auto zumindest mit 11 kWh laden, wäre der Akku in einer guten Stunde wieder voll. Schwups, könnte man das Auto noch öfter elektrisch fahren.
Und warum macht ein Hybrid doch Sinn?
Trotz der oben genannten Nachteile macht der Hybrid aus meiner Sicht Sinn, weil er einen die Vorteile des elektrischen Fahrens erleben lässt: Schnelle Beschleunigung, leise Fahrgeräusche, One-Pedal-Driving (dank Rekuperation kann man vor allem in der Stadt fast nur mit dem Gaspedal fahren). Und man beschäftigt sich mit dem Thema Laden: Wo sind Ladesäulen? Was kostet Strom? Wie könnte man längere Strecken rein elektrisch meistern? Ich kann für uns sagen: Ohne den Passat GTE hätten wir die Renault Zoe vielleicht nie Probe gefahren, weil wir gedacht hätten, dass die Zeit für die Elektromobilität noch nicht gekommen ist. So gesehen ist der Hybrid eine Übergangstechnologie: Wenn ich mir in vier Jahren einen neuen Wagen aussuchen darf, ist die Zeit reif für ein rein elektrisches Auto. Hoffen wir, dass es dann gute Elektro-Autos mit großem Kofferraum gibt.
Schreibe einen Kommentar