Ist Kreuzfahren böse?

NDR und SPIEGEL haben in jüngster Zeit über die Schattenseiten des Kreuzfahrt-Booms berichtet. Als jemand, der a) selbst gerne Kreuzfahrten unternimmt und b) ein Herz für guten Journalismus hat, fand ich beide Geschichten zu einseitig erzählt.

Die AIDAprima im Hafen von Nordfjordeid (Foto: Sebastian Brinkmann)

Vorab: Ohne Zweifel, Massentourismus auf See ist ein besonderes Problem. Wenn ein Schiff wie die AIDAprima mit knapp 5.000 Passagieren in einer Stadt wie Nordfjordeid (Wikipedia: knapp 3.000 Einwohner) anlegt, ist das verrückt.

Fragen, die offen blieben

  • Neue Schiffe wie die AIDAnova fahren mit LNG, also Flüssiggas statt Marinediesel oder gar Schweröl. LNG gilt aus deutlich sauberer als Öl. Warum gibt es in Deutschland noch kein LNG-Terminal? Quelle: Wikipedia
  • Wenn die Schiffe im Hafen liegen, laufen die Diesel-Motoren weiter, um Strom zu produzieren. Umweltfreundlicher wäre es, die Schiffe per Landstrom zu versorgen. Aber sind wirklich die Reedereien schuld? Hamburg hat eine Landstromanlage für 10 Millionen Euro gebaut – gefördert von Bund und EU-Kommission. Genutzt wird die Anlage aber kaum, weil der Strom dreimal so teuer ist wie der selbstproduzierte Strom. Quelle: NDR
  • Warum ist es in der EU möglich, einen Haufen Steuern zu sparen, in dem man die eigenen Schiffe in Genua (AIDA) und Malta (MeinSchiff) registriert? Das ist ungefähr so verrückt als E-Book-Käufe über Luxemburg abzurechnen, wie es Amazon tut oder Starbucks, das seine Markenrechte an eine niederländische Tochter verkauft hat, um so Steuern zu sparen.

Also, nicht falsch verstehen: Die Entwicklung auf dem Kreuzfahrtmarkt ist problematisch, weil die schwimmenden Hotels die Umwelt stärker belasten als ein Hotel an Land. Aber ich finde es falsch, die Schuld allein bei den Reedereien zu suchen.


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